{Ein Museum ist der Mensch} >~ dachte Annika, bebte, spannte, entspannte, spannte sich ~< {die klaren und trüben Flüssigkeiten, die unsere Organe umspülen, durchziehen, sind nichts als ein Abbild der schwarzen, salzigen Urteiche, in denen das baryonische Drama, die Bildung komplexer Raster und Verästelungen kovalenter Bindungen, ihre gegenseitige Vernichtung und Erzeugung und Reproduktion, seinen Anfang nahm.} Bewegt vom stetigen, aber nicht unendlichen entropiearmen Strom der Sternstrahlung rasten die komplexen Getriebe, Übersetzungen von großen zu immer kleineren, filigraneren Energieportionen hinunter, vom Glast der hoch am Himmel stehenden, hinter dem schattenhaften Rand eines Wolkenmassivs hervortretenden Frühlingssonne, bis zum nächtlichen Zwinkern, lautlosen Kollabieren einer einzigen Wellenfunktion in den Mikrotubuli einer
Nervenzelle, schufen das Leben von einer Seinsform zur nächsten, zu neugierigeren, waghalsigeren Existenzen, die nach oben blickten, den Himmel sahen, nach unten blickten, Fels und Schlamm und Meer sahen, und zueinander sagten << {Asymptotischer Zustand? Eingehen ins milde Einerlei bis der Strahlungsstrom versiegt und die letzte Wellenfunktion eindämmert? Kaum!}
Und Annika sah den stahlblauen Himmel, diesen Hauch von warmen Gasen, mikroskopisch feine äußerste Schicht der Planetenkugel, vom Wind geschüttelt die Äste eines Walnussbaumes, fernab das Rumoren des ersten Frühlingsgewitters oder eines Strahlantriebs, und sie zog ihr Hemd vorsichtig herunter, knöpfte den Mantel zu, rutschte mit großem Hui herab von dem Jägerstand. Ein Weberknecht stolzierte über den Sattel des Fahrrads, das ein Windstoß ins Gebüsch gedrückt hatte, der Boden, bedeckt mit scharf duftenden Gräsern und Kräutern, federte lebendig, angenehm. Annika pustete den Weberknecht, höflich um Entschuldigung bittend, vom Sattel, nahm die Griffe des Lenkers kräftig in die Hände und trat, sich aufschwingend, in die Pedale. Sie flog über Land. Vorbei an Waldzügen und Aussiedlerhöfen, Bachläufen gesäumt von Pyramidenpappelketten, Eibengehölzen, Forellenteichen, Funkmasten, Methantanks, Hochspannungsleitungen, Fliedergebüsch, Hecken,
warmsüßen Holzverhauen gebleicht und glatt im Sonnenlicht. Libellen, Bockkäfer, Segelflugzeuge schwärmten, Hunde bellten, Eisenbahnzüge fegten ihrer eleganten Weltlinie entlang in die Zukunft. Annika ließ ihre Messingklingel erschallen und summte ein Lied, das sie selbst komponiert hatte, und die Atmosphäre sang ihr Lied von Donner und Strahlung und Plasma und Leben.